Montag, 2. Juli 2012

Zum Thema Intersexualität

Von der Gesellschaft werden wir dahingehend getrimmt, Geschlechtlichkeit nur als Zweigeschlechtlichkeit (männlich-weiblich) zu denken. Es werden jedoch auch solche Menschen geboren, deren Anatomie aus diesem Schema herausfällt. In Deutschland ist es gesetzlich vorgeschrieben, die Betroffenen durch chirurgische Eingriffe "geschlechtseindeutig" zu machen. Während sich Medien und Gesellschaft gern über Genitalverstümmelung in nicht-westlichen Kulturen empören, wird diese staatlich angeordnete Genitalverstümmelung im eigenen Land nicht einmal zur Kenntnis genommen. Der Grund hierfür liegt einerseits im immer noch in der Gesellschaft verankerten Rassismus/Kulturalismus; andererseits in der Weigerung, die Konstruktion einer angeblich "naturgegebenen" Zweigeschlechtlichkeit aufzugeben. Intersexuelle Menschen stellen durch ihre blosse Existenz dieses Konstrukt infrage; darum wird ihre Anatomie für "krank" erklärt und zwangsweise verändert. Auf diese Weise erspart man der Gesellschaft, ihre tradierten Vorstellungen hinterfragen zu müssen. Offiziell wird der Zwangseingriff natürlich anders begründet. So soll er den Betroffenen "psychische Probleme" ersparen; die bekommen aber viele trotz oder sogar wegen der Operation. Auch wird behauptet, diese Menschen vor Diskriminierung schützen zu wollen(!); aber auch dunkelhäutige Menschen werden in Deutschland häufig Opfer von Diskriminierung, dennoch wäre ihre Zwangsbleichung bei Geburt (technisch durchaus machbar!) völlig zu Recht gesellschaftlich nicht durchsetzbar. Des weiteren ist es doch sehr fragwürdig, Menschen vor Diskriminierung zu "schützen", indem man sie den Normen anpasst, durch die sie diskriminiert werden, statt zu versuchen, auf das gesellschaftliche Klima einzuwirken, damit die Mehrheitsgesellschaft die Diskriminierung unterlässt.

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