Bei näherer Betrachtung des 20. und der ersten Jahre des 21. Jahrhunderts ist nicht zu übersehen, dass die Möglichkeiten einzelner europäischer Staaten, weltpolitisch bedeutendes zu bewegen, stark abgenommen haben und wohl auch weiter abnehmen werden. Europa als ganzes allerdings wäre eine Weltmacht. Würden sich die EU-Staaten zu einem Bundesstaat zusammenschließen, so hätte dieser Staat die drittgrößte Bevölkerung der Welt (nach China und Indien und noch vor den USA), während Deutschland als bevölkerungsreichstes EU-Mitglied erst auf Platz 14 kommt. Ferner wäre der europäische Bundesstaat die bedeutendste Wirtschafts- und Handelsmacht der Welt. Vorausgesetzt, dass sämtliche Überseegebiete der EU-Mitglieder Teil des Bundesstaates werden, wäre ein so geeintes Europa auch in den meisten Teilen der Welt militärisch handlungsfähig, ohne auf die Duldung seiner Stützpunkte durch andere Staaten angewiesen zu sein.
Auch wenn populistische Kräfte gerne gegen die EU wettern und behaupten, im souveränen Nationalstaat wäre alles viel besser, ist doch kaum zu übersehen, dass nur ein geeintes Europa und nicht ein Haufen einzelner, souveräner Nationalstaaten imstande sein wird, die Herausforderungen der Globalisierung zu meistern. Darüber hinaus hat der europäische Integrationsprozess wesentlich dazu beigetragen, die in der Geschichte oft zerstörerischen Feindschaften zwischen den europäischen Staaten durch eine konstruktive Zusammenarbeit zu ersetzen.
Ein demokratischer europäischer Bundesstaat würde ein weltpolitisches Gegengewicht zu den USA bilden - im Gegensatz zum autokratischen Festlandchina mit moralischer Legitimation. Natürlich darf der europäische Bundesstaat nicht gegen das Selbstbestimmungsrecht der Völker, sondern nur in Übereinstimmung mit selbigem errichtet werden. Ferner müsste vermieden werden, dass das vereinte Europa in dieselben Fehler verfällt wie die USA; wenn dies jedoch gelingt, könnte Europa sogar mässigend auf Amerika einwirken und vielleicht auch eine zum Kapitalismus alternative Wirtschaftsform etablieren.
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Sonntag, 8. Juli 2012
Montag, 21. Mai 2012
Kulturelle Vielfalt
Im immer voller werdenden Kalender der Gedenktage ist der 21. Mai als Tag der kulturellen Vielfalt vorgesehen. Daher will ich diesen Tag zum Anlass nehmen, ein paar zum Thema passende Gedanken hier niederzuschreiben.
Die Wahnvorstellung, dass die eigene Kultur anderen überlegen wäre, ist leider auch im 21. Jahrhundert noch Grundlage praktizierter Politik. Eines der krassesten Beispiele hierfür ist das Königreich Saudi-Arabien, aber Versuche, ein Land kulturell gewaltsam homogen zu machen oder zu halten, gibt es in vielen Staaten. Und im Gegensatz zu dem, was uns manche Medien weismachen wollen, ist dies keineswegs auf islamisch geprägte Staaten beschränkt; man denke an die Unterdrückung der tibetischen und der uigurischen Kultur durch das pseudokommunistische Regime in China. Und auch im angeblich ach so aufgeklärten Westen gibt es ernstzunehmende Bestrebungen in diese Richtung; man denke an das - per Volksentscheid beschlossene - Minarettverbot in der Schweiz oder das Moscheenverbot im österreichischen Kärnten.
Der Versuch, kulturelle Homogenität zu erzwingen, ist nicht nur unmoralisch - angesichts der globalen Herausforderungen unseres Zeitalters können wir ihn uns auch nicht mehr leisten. Globale Regelungen werden für die Menschheit immer notwendiger - und solche Regelungen erfordern das Zusammenwirken von Menschen, Staaten und Organisationen unterschiedlichster kultureller Prägung.
Die Wahnvorstellung, dass die eigene Kultur anderen überlegen wäre, ist leider auch im 21. Jahrhundert noch Grundlage praktizierter Politik. Eines der krassesten Beispiele hierfür ist das Königreich Saudi-Arabien, aber Versuche, ein Land kulturell gewaltsam homogen zu machen oder zu halten, gibt es in vielen Staaten. Und im Gegensatz zu dem, was uns manche Medien weismachen wollen, ist dies keineswegs auf islamisch geprägte Staaten beschränkt; man denke an die Unterdrückung der tibetischen und der uigurischen Kultur durch das pseudokommunistische Regime in China. Und auch im angeblich ach so aufgeklärten Westen gibt es ernstzunehmende Bestrebungen in diese Richtung; man denke an das - per Volksentscheid beschlossene - Minarettverbot in der Schweiz oder das Moscheenverbot im österreichischen Kärnten.
Der Versuch, kulturelle Homogenität zu erzwingen, ist nicht nur unmoralisch - angesichts der globalen Herausforderungen unseres Zeitalters können wir ihn uns auch nicht mehr leisten. Globale Regelungen werden für die Menschheit immer notwendiger - und solche Regelungen erfordern das Zusammenwirken von Menschen, Staaten und Organisationen unterschiedlichster kultureller Prägung.
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